deun bröll vegess neet!

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ich ho mir en nâie bröll kaaft.

hä?

ich habe mir eine neue brille gekauft.

also eigentlich: ich habe ein neuen brill gekauft. denn in den deutschen dialekten kommt es manchmal zu abweichenden genuszuordnungen. so auch in meinem heimatdialekt, dem „paffehäiser platt“, ein ostfränkischhessisches mischmasch, das in der abgeschiedenheit des spessart seine eigenheiten entwickelt hat. das wörterbuch von 2009 betont, dass hier der bach weiblich ist („die bôôch“) und die brille eben männlich („de bröll“). doch so ungewöhnlich und lokal begrenzt ist das phänomen nicht. „die bach“ habe ich auch schon anderswo gehört, womöglich ist es ganz normal, wenn ein gewässer mit femininem namen durchs tal fließt (wie z.b. die jossa). bei der brille wird ebenfalls von maskulinen zuordnungen in anderen sprachräumen berichtet. die begründung ist leicht nachvollziehbar: das wort brille stammt vom kristall beryll ab, welcher geschliffen als sehhilfe verwendung fand. durch pluralbildung (der mensch ist meist zweiäugig) hat sich dann mit der zeit das weibliche genus durchgesetzt. die genusverschiebung betrifft aber noch viele andere begriffe und eine genaue lokale abgrenzung scheint oft schwierig.

um es abschließend noch ein wenig komplizierter zu machen ist „de bröll“ im paffehäiser platt nicht nur die bezeichnung für den gegenstand, sondern auch eine ortsbezeichnung. ein brühl ist ein (trockengelegter) sumpfiger ort, den es auch oft anderswo gibt. zudem befinden wir uns auch in etwa auf einer grenzlinie hinter der man eine „brille anzieht„, wobei ich doch zum allgemeinen „aufsetzen“ tendiere.

dôs is gôr entresônnt, wôs mer hâitzudôch alles rausfenne kônn!